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› LA.CRASH ‹

Machen Sie sich keine Sorgen, dies ist nicht das Ende der Artikel und Beiträge, hier in Ihrem Blog – der Anfang einer Kinofilmseite ist es auch nicht – es bleibt alles so, wie Sie es bisher vorgefunden haben. Ich bin, wie Sie vielleicht wissen, überzeugter Fernsehverweigerer. Wenn es darauf ankommt, kann ich mich eigentlich ganz gut aus der Affäre quasseln, im drum herum reden habe ich auch nicht die schlechtesten Noten. Aber das nehme ich mir selbst nicht übel und habe mir die Schwäche für gute Filme doch eigentlich verdient. Daran möchte ich Sie heute teilhaben lassen. Nein, nicht an meinem Verdienst – der reicht gerade mal für mich. Ich möchte Sie auf ein kleines Abenteuer entführen – nach Los Angeles, wie der Titel schon verrät. Entweder Sie sind lesefaul und steuern direkt auf den roten Play-Button zu, oder lassen sich durch eine kleine Film – Rezession von mir den Honig auf die Kauleiste schmieren. Sollten jemand kein Bock auf PartyPoker haben, ist das nicht weiter tragisch. Diese Seite erscheint in der Regel, nachdem Sie mit den roten Play-Button geliebäugelt haben. Kehren Sie dem Pokertisch einfach den Rücken und drücken nun auf den grünen Play-Button. Ab dann heißt es. Film ab, wenn Sie es möchten.

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An einer kleinen Werbepause wird wohll niemand herum kommen. Entweder man wartet 53 Minuten oder gönnt sich eine neue IP Adresse. Die kostet das gleiche wie der Streifen auch. Leider sind Angebote dieser Art in der BRDeutschland etwas aus der Mode gekommen. Also – lasset uns unmodisch sein.

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Filmbeschreibung

Sechsunddreißig Stunden in Los Angeles. Ein paar Autounfälle, ein paar Überfälle, einige rassistische Übergriffe der Polizei. Zwei schwarze Jugendliche, ein weißer Staatsanwalt, seine verwöhnte Frau, ein schwarzer Detektiv, seine puertoricanische Mitarbeiterin, ein weißer Streifenbeamter, sein kranker Vater, ein iranischer Ladenbesitzer, dessen Tochter, ein Chinese, seine Frau und noch ein halbes Dutzend weiterer Figuren. Die schwarzen Jugendlichen leben von Autodiebstählen. Der Staatsanwalt von seinen schwarzen Wählern. Der Chinese wird überfahren, seine Frau andernorts in einen Unfall verwickelt. Der weiße Streifenbeamte ist ein Rassist und ein liebender Sohn, der iranische Ladenbesitzer kauft eine Pistole, seine Tochter die Munition.

Meistens ist der Detektiv unser Erzähler. Dass Los Angeles ein Ort ist, von dem sich, wenn überhaupt, dann in dieser episodischen, vignettenförmigen Struktur erzählen lässt, wissen wir aus Filmen wie „Grand Canyon“, „Short Cuts“ oder „Magnolia“, und wenn man sich daran erinnert, dass Paul Thomas Anderson, um die versprengten Geschichten am Ende von „Magnolia“ zusammenzubringen, es Frösche regnen ließ, mag man Haggis verzeihen, dass er für sein Ineinanderlaufen von Figuren und Episoden ebenfalls unsere Gutgläubigkeit über die Maßen strapaziert. Doch was zählt, ist etwas anderes. Es ist die Art, in der Haggis eine Lebenswelt in Enklaven beschreibt und die Bewegungen der Menschen verfolgt, die diese sicheren Orte, an denen sie unter ihresgleichen sind, verlassen und sich in einer fremden wieder finden. Das erfolgreiche schwarze Ehepaar in einer Polizeikontrolle. Der weiße, von Rassenhass besessene Polizist gegenüber einer schwarzen Beraterin bei der Krankenversicherung.

Der Staatsanwalt mit seiner Frau gegenüber den schwarzen Jugendlichen. Der iranische Ladenbesitzer in einem Waffengeschäft. Der schwarze Autodieb im Streifenwagen eines gutmeinenden jungen Beamten. Und so fort. Er zeigt die Furcht der Weißen und wie sie sich erfüllt. Er zeigt die Befürchtungen der Schwarzen und wie sie sich ebenfalls erfüllen. Den schlimmstmöglichen Ausgang verhindert ein Wunder, das natürlich keines ist.

Bleibt mir also nichts anderes übrig, als gute Unterhaltung zu wünschen.

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  1. EO von Waterbrunn
    24. Februar 2009 um 11:14

    Hallo Andreas,

    Zitat:
    „Bleibt mir also nichts anderes übrig, als gute Unterhaltung zu wünschen.“

    Gute Unterhaltung? Zweifellos weiß man, wenn man sich in einen Zombiefilm setzt, dass der Plot zum Gruseln ist. Bei L.A. Cash kann von „guter Unterhaltung“ keine Rede sein. Die Handlung ist gruselig. Mein Vater, ein ehemaliger Autobahnpolizist, sagte Großstädtern immer eine „Rattenmentalität“ nach. Sie laufen alle erfolglos in ihren Hamsterrädern und geben jedem, den sie treffen die Schuld für das eigene Unglück. Und sie beißen und treten und wollen das aber eigentlich nicht tun. Und weil sie nicht verstehen, warum sie so handeln, erfinden sie irgendwelche Ausreden und geben ihren Mitmenschen die Schuld, Hauptsache diese sind anders. So hat jeder SEIN Feindbild im Kopf.

    Wir alle sind durch die Zivilisation, in der wir leben, „betriebsblind“. Wir können den Kern des Problems nicht erkennen. In diesem Fall ist es die Großstadt. Eine Stadt ist eine Organisationsform, in der man Menschen mit verschiedene Spezialisierungen konzentrieren kann, damit sie an einem aufwändigen Projekt arbeiten. Dies ist die eigentliche Aufgabe der Stadt.
    Sie konzentriert Spezialisten und versorgt sie, damit sie am Projekt arbeiten können. Durch die eigene Spezialisierung und die Versorgung durch die Stadt sind Stadtmenschen unfrei. Sie haben keine Möglichkeit innerhalb der Stadt autark zu leben. Die moderne Stadt ist eine Maschine, mit dem Zweck der maximalen Ausbeutung ihrer Bewohner.
    Auch hier heißt das Prinzip „teile und herrsche“. Damit die ausgebeuteten Menschen nicht erkennen können, woher ihr Unglück rührt, werden sie in Ethnien organisiert, die sich gegenseitig als Feind betrachten. Ein „Aufstieg“ ist nur möglich, indem man einen anderen bestiehlt, ausbeutet oder unterdrückt.

    Auf den höchsten Ebenen der Stadtregierung wird auch nur betrogen und „der Schein“ gewahrt. Das System ist unehrlich, was dazu führt, dass selbst die Gewinner dieses Rattenrennens Angst vor allen anderen haben müssen, die zu den unteren Schichten gehören.

    Der Konflikt zwischen den Menschen wird über das Fernsehen erst erzeugt. Man kennt den anderen nicht, sondern hat ein „Bild“ von ihm, dass künstlich aufgebaut wurde. Dieses Bild transportiert Angst, die durch unfreundliches Verhalten kompensiert wird.

    Für einen naiven Betrachter hinterlässt dieser Film nur ein Gefühl der Hilflosigkeit und Depression. Da helfen auch die zwei, drei Szenen nicht in denen die Menschen freundliches Miteinander zeigen. Der Tenor ist: „Du kannst alleine nichts machen.“

    So erfüllt auch dieser Film die Aufgabe „Aufklärung“ zu leisten und genau das Gegenteil zu erreichen. Wer schon weiß, wie der Hase läuft, der fragt sich, warum man das Thema nicht als Komödie aufbereitet hat. Bittere Medizin lässt sich mit etwas Zucker besser schlucken. Aber genau darum geht es wohl. Dieser Film hält den Ameisen in ihrem Hamsterrad einen Spiegel vor mit der Absicht, sie unten zu halten. So gesehen erfüllt er seine Aufgabe, nur von „guter Unterhaltung“ kann keine Rede sein.

    Gruß, EO

  2. Bürger der Bananenrepublik
    23. Februar 2009 um 00:13

    Vielen Dank für den Film.
    Und von dem Artikel haben mir die ersten drei Sätze am besten gefallen :)
    Ich habe den Film schon x-mal gesehen und diesmal wieder.
    Eines der schönsten Dramen die Hollywood je gemacht hat.
    Die Titelmelodie ist von Brian Eno, einer der schon früh erkannt hat das wir alle nur Sternenstaub sind.

    Einen schönen Wochenanfang

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