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„Free Rainer – Dein Fernseher lügt“ (124 Minuten) via oneklickhoster

Dieser Film wird in nächster Zeit wohl nicht nur Filmkritiker, sondern auch Medienjournalisten beschäftigen: “Free Rainer – Dein Fernseher lügt”, der neue Film von Hans Weingartner, hatte gestern offizielle Weltpremiere auf dem Filmfestival in Toronto. Dort war ich zwar nicht, dafür aber auf der inoffiziellen Weltpremiere in Leipzig im Rahmen der Filmkunstmesse.

Inhalt:

Moritz Bleibtreu spielt Rainer, einen TV-Produzenten, der den Leuten Trashfernsehen frei Haus liefert. “Unaufhörlich koksend, entwickelt er Shows der stumpfesten Sorte”, so der Verleih Kinowelt. So sehen wir am Anfang auch eine der Shows von ihm, dessen Prinzip es ist, für eine Frau den stärksten Samenspender zu finden, der dann 28 Tage Zeit bekommt, ihr ein Kind zu zeugen und vielleicht auch noch glücklich mit ihr zu werden.

Doch dann überlebt er ein Attentat auf sich nur knapp – eine Racheaktion einer jungen Frau (Elsa Sophie Gambard), deren Großvater sich nach einer von Rainers Sendungen das Leben genommen hatte. Rainer erkennt, dass es so nicht weitergehen kann. Er versucht sich an einem seriösen, medienkritischen Fernsehmagazin, dass aber schon nach einer Folge wegen Quotenmangel wieder abgesetzt wird. Er kann nicht glauben, dass die Menschen wirklich nur Trash sehen wollen. Die Quoten müssen manipuliert sein! Rainer hängt seinen Job an den Nagel und bricht auf in einen aberwitzigen Guerillakampf um die Macht über die Quoten. Der Schlüssel dabei sind die IMA-Boxen, die die Quoten messen. Nur mit Zugang zu diesen Geräten hält Rainer es für möglich, eine Kulturrevolution im Fernsehen bzw. Qualitätsoffensive realisieren zu können.

Kritik:

“Free Rainer” beginnt wirklich furios und actionreich – noch vor Start der eigentlichen Handlung erleben wir den TV-Manager bei einem derben Ausraster. Er rammt einen Polizeiwagen, rast mit seinem Jaguar durch Berlins Straßen, kokst am Steuer und zertrümmert seinen Wagen nach einem Auffahrunfall mit dem Baseballschläger noch mehr, als er sowieso schon demoliert ist. Rasant geht’s weiter bis zum Attentat auf ihn. Dabei kommt es zu einer genialen Nahtod-Sequenz. Bis dahin macht der Film richtig Spaß, dafür sorgt vor allem der rasante Schnitt von Andreas Wodraschke.

Doch mit Beginn des Hauptplots – also der Kampf um die Macht der Quoten – nach 20-30 Minuten verliert der Streifen deutlich an Tempo. Und auch die Originalität sinkt leider mit der Zeit, der Film ist leider zu lang geworden (fast 140 Minuten), zumal es keinerlei überraschende Wendungen gibt. Alles ist verdammt voraussehbar. Und auch was Daniel Licha bei moviemaze.de nach dem Sehen einer Vorabversion noch lobte – dass der Film die Liebesgeschichte der beiden Hauptcharaktere nur andeute und das der Film mit einem überzeugenden Ende abschließe – kann ich auf jeden Fall so nicht unterschreiben. Auch meine Kino-Begleitung meinte, dass das alles viel zu plump sei (die Liebesgeschichte wird zwar fast den ganzen Film über nur angedeutet, aber am Ende…).

Auch wenn ich mich auf den Film gefreut hatte – überzeugt hat er mich nicht. Zumindest das breite Publikum wird sich fragen, was das besondere an dem Streifen sein soll. Ab dem Beginn des Hauptplots wirkt das ganze auch mehr wie ein Buddy-Movie mit viel Schwarz-Weiß-Malerei und nicht wie Medienkritik.

Nun kann man natürlich anmerken, dass ganze sei eben sehr subtil angelegt. Letztlich arbeitet der Film ja gerade mit den Erfolgsrezepten des Fernsehens. Wie Ex-Sat.1-Chef Roger Schawinski bei seiner Analyse der gescheiterten Serie “Blackout” anmerkte:

Fernsehproduktionen funktionieren bei einem breiten Publikum heutzutage nur dann, wenn die Helden moralisch klar zugeordnet werden können. Die Zuschauer wollen gleich von Beginn an erkennen, wer die Guten und wer die Bösen sind. (mehr bei zeit.de, Anmerkungen dazu bei trice.de)

Und so ist eben auch der Film – Rainer und Konsorten kämpfen für Qualitätsfernsehen und gegen die Verdummung der Menschheit durchs Fernsehen, soweit ist also alles moralisch klar zugeordnet. Nur ist das dann letztlich so selbstreferentiell und mit Insider-Gags gespickt, dass der 08/15-Kinogänger es extem schwer haben wird, zu verstehen, dass das Trashfernsehen hier mit seinen eigenen Mitteln demontiert werden soll und was der Film überhaupt will.

zum Download

die Bild und Tonqualität ist hervorragend !

Wir wünschen gute Unterhaltung

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