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≡ Rede des Präsidenten ≡

Im Folgenden dokumentieren wir zwei Reden, die bei einem Abendessen anlässlich des hundertjährigen Bestehens des American Jewish Committee (AJC) gehalten wurden. Die Redner/innen waren keine geringeren als US-Präsident Bush und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die Rede von Präsident Bush ist vom Amerika Dienst ins Deutsche übersetzt worden. Frau Merkel beginnt ihre Rede englisch, um aber nach zwei Absätzen deutsch weiter zu sprechen. Beide Reden sind deshalb bedeutsam, weil sie auf die aktuelle Situation im Nahen Osten einschließlich der iranischen Frage eingehen.
Die Festveranstaltung fand am 4. Mai 2006 in Washington statt.

Rede des Präsidenten

Ich möchte den Mitgliedern des Kongresses danken, die heute hier anwesend sind. Ich danke den Mitgliedern des diplomatischen Corps, die gekommen sind. Mein besonderer Dank gilt einem Freund aus Texas, der in seiner Funktion als Vorsitzender des U.S. Holocaust Memorial Council herausragende Arbeit geleistet hat, Fred Zeidman.

Meine Regierung setzt sich wie der AJC intensiv dafür ein, dass die israelisch-amerikanischen Beziehungen stark bleiben. Wir haben sehr viel gemeinsam. Unsere beiden Länder sind noch jung und aus Kämpfen und Opfern entstanden. Beide Nationen wurden von Zuwanderern gegründet, die vor religiöser Verfolgung flüchteten. In beiden Ländern wurden dynamische Demokratien aufgebaut, die auf Rechtsstaatlichkeit und offenen Märkten beruhen. Unsere beiden Länder wurden auf grundlegenden Überzeugungen gegründet: dass Gott über die Geschicke der Menschen wacht, und dass Freiheit das Geschenk des allmächtigen Gottes an jede Frau und jeden Mann auf dieser Welt ist. Diese Bande haben uns zu natürlichen Verbündeten gemacht, und diese Bande werden niemals zerbrechen. Das amerikanische Engagement für die Sicherheit Israels ist stark, dauerhaft und unerschütterlich.

Ich freue mich auf mein Treffen mit Ministerpräsident Olmert in einigen Wochen. Anlässlich seines Amerikabesuchs muss ich natürlich an meinen Freund Ariel Scharon denken. Ariel Scharon ist ein Freund, den wir in unsere Gedanken und Gebete einschließen. Er ist ein Mann des Mutes und des Friedens. Wir bitten heute Abend im Gebet für seine Genesung und stellen uns damit in den Dienst der Sache, der er sein Leben gewidmet hat – dem Frieden und der Sicherheit Israels.

Wie Sie wissen, bin ich ein starker Befürworter von Demokratie und freien Wahlen, aber das bedeutet nicht, dass wir gewählte Politiker unterstützen müssen, die sich nicht für den Frieden einsetzen. Die Hamas hat klar gesagt, dass sie das Existenzrecht Israels nicht anerkennt, und ich habe im Gegenzug klar gesagt, dass wir keine Kontakte zur Führung der Hamas unterhalten werden, solange sie diese Politik vertritt. Demokratische Politiker können nicht mit einem Bein im Lager der Demokratie und mit dem anderen im Lager des Terrors stehen. Die Hamas muss die Forderungen der internationalen Gemeinschaft akzeptieren und Israel anerkennen, die Terroristen entwaffnen, den Terrorismus zurückweisen und damit aufhören, den Weg zum Frieden zu versperren.

Viele Vertreter des AJC, die mich kennen, wissen, wie sehr meine Haltung von den Anschlägen auf unser Land am 11. September 2001 beeinflusst wurde. Die Sicherheit unserer Nation ist meine oberste Priorität. Ich gelobte an diesem Tag und ich gelobe es heute vor Ihnen, dass die Vereinigten Staaten von Amerika die Mörder weiterhin verfolgen und ihrer gerechten Strafe zuführen werden.

Eine der Lektionen, die wir aus den Ereignissen am 11. September gelernt haben, besteht darin, dass unsere Nation Bedrohungen ernst nehmen muss, bevor sie vollständig Form annehmen. Ich sah in Saddam Hussein eine Bedrohung. Er hatte ein Nachbarland angegriffen, Massenvernichtungswaffen gegen die eigene Bevölkerung eingesetzt, er hatte die Fähigkeit, Massenvernichtungswaffen herzustellen, gewährte Terroristen Zuflucht und schoss auf amerikanische Flugzeuge. Er stellte eine Bedrohung dar, und die Welt ist ein besserer Ort, seit Saddam Hussein nicht mehr an der Macht ist.

Unser Ziel im Irak ist, einen Verbündeten im Kampf gegen den Terror zu gewinnen und dem jungen Land dabei zu helfen, eine eigene irakische Demokratie aufzubauen. Im vergangenen Dezember trotzten 12 Millionen Menschen den Autobomben, Mördern und Terroristen und sagten, wir wollen in Freiheit leben. Vor kurzem wurde im Irak eine geeinte Regierung gebildet. Die Politiker einigten sich bezüglich der Besetzung der höchsten politischen Ämter. Die neue Regierung stellt einen Wendepunkt für den Irak dar, ein neues Kapitel in unserem Engagement vor Ort und eine Chance für den Fortschritt.

Wir werden mit diesen Politikern eine neue Partnerschaft eingehen und unsere Arbeitsweisen ihren Prioritäten anpassen. Wir werden unsere gemeinsamen Bestrebungen, den Sieg zu erringen, stärken.

Aber ich möchte, dass Sie verstehen, dass die neue Regierung ein weiterer Schlag gegen jene ist, die die Freiheit hassen. Erstens wird sie den Terroristen ihr unmittelbares Ziel verwehren, den Irak in eine Zufluchtsstätte zu verwandeln, von der aus sie Angriffe auf die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten planen können. Zweitens wird ein demokratischer Irak der hasserfüllten Ideologie der Terroristen einen entscheidenden Schlag versetzen und ein starkes Zeichen für die gesamte Region sein, dass die Zukunft des Nahen Ostens der Freiheit gehört. Wir können im Irak nur verlieren, wenn wir unsere Entschlossenheit verlieren, und das werde ich nicht tun.

Der AJC, die amerikanische Regierung und die meisten Nationen auf der Welt sind wegen Iran besorgt. Wir sind besorgt, weil das iranische Regime seine Bürger unterdrückt, Terroristen unterstützt, die Region destabilisiert, Israel bedroht und mit seinem Streben nach Nuklearwaffen die ganze Welt herausfordert. Die Vereinigten Staaten werden die Welt weiterhin zur Bekämpfung dieser Bedrohungen drängen.

Wir machen Fortschritte. Es ist das gemeinsame oberste Ziel der Vereinigten Staaten, unserer europäischen Verbündeten, Russlands und Chinas, Iran den Besitz einer Nuklearwaffe zu verweigern. Ich habe gestern mit Kanzlerin Merkel über dieses wichtige Thema gesprochen. Ich kann Ihnen versichern, dass wir in Kanzlerin Merkel eine starke Verbündete haben, wenn es darum geht, die Welt zu einen und mit einer gemeinsamen Stimme zu sprechen.

Wir werden die iranische Regierung weiterhin mit Nachdruck dazu anhalten, den Forderungen der IAEO sowie den Resolutionen des UN-Sicherheitsrats zu entsprechen. Die Vereinigten Staaten achten und bewundern die iranische Bevölkerung. Wir haben Respekt vor ihrer Geschichte und Kultur. Wir respektieren ihr Recht, ihre Zukunft selbst zu bestimmen und ihre Freiheit zu erlangen. Die Vereinigten Staaten sehen dem Tag freudig entgegen, an dem unsere Nation zu den engsten Freunden eines freien und demokratischen Iran zählt.

Bevor ich an die Kanzlerin übergebe, möchte ich noch ein anderes Thema ansprechen, von dem ich weiß, dass es Ihnen ebenso wichtig ist wie mir: Darfur. Vergangenes Wochenende forderten tausende Menschen in der National Mall in Washington Gerechtigkeit in Darfur. Unter den Rednern war ein Mann, der um die Bedeutung des Bösen weiß. Sie kennen ihn gut. Elie Wiesel sagte: „Wir weigern uns, zu schweigen, weil Schweigen dem Mörder hilft, niemals seinen Opfern.“

Die Vereinigten Staaten schweigen nicht. Die Vereinigten Staaten sind das einzige Land, das die Verbrechen in Sudan als das bezeichnen, was sie sind: Genozid. Um die Gräueltaten zu beenden, legen wir klare Maßstäbe an. Zuerst muss ein politischer Kurs eingeschlagen werden. Gerade in diesem Moment arbeiten wir an der Aushandlung einer politischen Lösung, so dass alle Seiten ihre Waffen niederlegen – ein Übereinkommen zwischen der Regierung und den Rebellen. Diese Gespräche finden in Abudscha statt.

Wir müssen aber auch dafür sorgen, dass die Vergewaltigungen, das Töten und das Leid aufgehalten werden, und deshalb bin ich der festen Überzeugung, dass wir die Streitkräfte der Afrikanischen Union (AU) mit Blauhelmen der Vereinten Nationen unter strategischer Einbeziehung der NATO unterstützen müssen, so dass wir den Politikern im Sudan eine klare Botschaft übermitteln: Wir werden den im Land stattfindenden Genozid nicht tolerieren.

Ich freue mich darauf, während meiner restlichen Amtszeit mit dem AJC zusammenzuarbeiten. Ich schätze ihre unerschütterliche Stärke im Umgang mit dem Terror. Ich bin Ihnen dankbar für Ihren festen Glauben an das Vermögen der Freiheit, die Welt zu verändern, in der wir leben. Ich freue mich darauf, mit Ihnen weiterhin daran zu arbeiten, die Grundlage für den Frieden zu legen, so dass zukünftige Generationen auf uns zurückblicken werden und sagen können, gut gemacht.

Jetzt ist es mir eine Freude, eine Politikerin anzukündigen, die die Bedeutung der Freiheit kennt. Angela Merkel wuchs während der dunklen Tage des Kalten Krieges in Ostdeutschland auf. Sie weiß, was es bedeutet, in einer freien Gesellschaft zu leben. Sie kennt die Kraft der Freiheit. Sie ist geradlinig; sie sagt mir, was sie denkt. Sie ist eine Frau mit gutem Urteilsvermögen. Sie ist eine starke Führungspersönlichkeit. Es ist eine Ehre, sie in unserem Land und bei unseren Freunden im AJC willkommen zu heißen.

Originaltext: President Attends American Jewish Committee’s Centennial Dinner.
Siehe: www.whitehouse.gov

Quelle : [www.uni-kassel.de]

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